Die Clans von Tokito - Lotus und Tiger (2024)

Eine Welt zwischen Realismus, Mystik und ein bisschen Japan

Ohne Clan bist du ein nichts – so lautet die wichtigste Regel in Tokito. Denn wer nicht für einen der sechs Clans arbeitet, der ist in dieser Gesellschaft nichts wert und lebt außerhalb jeglicher Gesetze. Das macht diese Clanlosen zur leichten Beute für dubiöse und sehr gefährliche Menschen: Menschenschmuggler, Organhändler usw.

Das alles weiß die junge Erin, trotzdem kann sie keinen Job halten. Sie ist rebellisch und voller Wut. Ihr einziger Lichtpunkt ist ihr Freund Mikko, den sie seit ihrer gemeinsamen Kindheit im Waisenhaus kennt. Er ist auch das, was sie am Leben hält, als sie auf offener Straße von Organhändlern entführt wird – Mikko und ein sonderbarer Dämon, der in einer Tonscheibe gefangen zu sein scheint. Um den Tod durch die Hände der Organhändler zu entgehen und Mikko wiederzusehen, geht Erin einen Pakt mit dem Dämon ein, der sich Distelkönig nennt. Von nun an muss sich Erin ihren Körper – und ihre Gedanken – mit dem Distelkönig teilen. Das ist aber nur der Anfang eines Abenteuers, der ganz Tokito zu zerstören droht.

Eine Welt, drei Perspektiven

Doch Erin ist nicht die einzige Figur, aus deren Augen wir die Geschichte von Die Clans von Tokito – Tiger und Lotus erleben. Kieran ist ein angehender Phari. Diese sind eine Art Polizei innerhalb von Tokito, da sie keinem Clan angehören. Mithilfe von Spirits, einer übernatürlichen Kraft, können sie mehr sehen als normale Menschen. Doch Kierans Spirit ist ihm ein Dorn im Auge und der Konkurrenzkampf zwischen den Lehrlingen ist hart. Hat er wirklich das Zeug, ein Phari zu werden?

Die dritte im Bunde ist Ryanne. Sie ist zusammen mit Mikko und Erin im Waisenhaus aufgewachsen und sehr gut mit den beiden befreundet. Ryanne wurde von der Führerin des Lotus-Clans ausgewählt und soll zum Schmetterling ausgebildet werden, einer Art Geisha-Spionin-Mischung. Doch als sie einen Test nicht besteht, wird sie auf die Straße gesetzt und um nicht als Clanlose leben zu müssen, kehrt sie zu ihrer Mutter zurück, die in einem Bordell lebt.

Nicht nur die Lebensläufe der Protagonisten sind sehr unterschiedlich. Kieran, Ryanne und Erin sind grundverschiedene Menschen. Was sie vereint ist eine schwierige Vergangenheit und die Suche nach ihrem Platz in der Gesellschaft von Tokito. Alle sind mir auf ihrer eigenen Art und Weise sympathisch geworden. Denn obwohl sie alle mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen haben – in Erins Fall sogar wortwörtlich – sind die Figuren weder verbittert noch zynisch oder ähnliches geworden. Caroline Brinkmann verleiht ihren Figuren sehr menschliche Züge und ich konnte jede Entscheidung, jede Aktion dieser drei Protagonisten nachvollziehen.

Das ist leider nicht bei allen Figuren der Fall. Vor allem bei den „älteren“ Figuren – die Clanführerinnen und -führer, die Mentorinnen und Mentoren – habe ich vieles nicht verstanden. Das liegt vielleicht daran, dass sie wichtige Player in der großen Verschwörung sind, die den Rahmen der Abenteuer bildet, in denen die Hauptfiguren hineingeraten. Und diese Verschwörung hat bei mir nicht gezündet, denn sie war für mich etwas zu wirr und kompliziert.

Coole Welt, aber zu klein?

Mir haben nicht nur die Hauptfiguren von Die Clans von Tokito – Tiger und Lotus sehr gefallen, auch die Welt, die Brinkmann geschaffen hat, ist sehr interessant. Sie ist eine Mischung aus Fantasy – Geister, Dämonen und seltsame Gas-Kreaturen bevölkern diese Welt –, Realismus und japanischen Einflüssen. Im Kleinen funktioniert diese Welt sehr gut: Wie die Figuren mit ihrer Umwelt umgehen, wie sie sich im Verhältnis zu der Gesellschaft sehen und wie sie versuchen, in Tokito klarzukommen.

Beim Blick auf das Große und Ganze büßt diese Welt für mich etwas an Glaubwürdigkeit ein. Das liegt zum einen daran, dass ich mit den anderen Figuren und deren Beweggründen nicht ganz warm geworden bin. Es fehlt mir aber auch an „Worldbuilding“. Im Anhang des Romans gibt es eine Liste mit den verschiedenen Clans, wer sie anführt und wofür sie stehen. Diese Informationen haben mir aber im Verlauf der Geschichte etwas gefehlt. Was ist der Unterschied zwischen dem Amphibien- und dem Lotus-Clan? Warum haben sie sich gebildet? Wie kommt man in einen Clan rein? Es gibt zwar immer mal wieder kurze Einblicke in einige Clans, aber ich hatte nie das Gefühl wirklich zu erkennen, worin sie sich unterscheiden oder was sie ausmacht.

Fazit

Die Clans von Tokito – Tiger und Lotus ist ein sehr kurzweiliger Roman mit sehr interessanten Hauptfiguren. Sie wirken sehr menschlich und ich konnte sie immer gut nachvollziehen. Auch die Welt, die Caroline Brinkmann aufbaut, hat sehr interessante Aspekte und mir gefällt es sehr, wie sie ihre Figuren mit der Gesellschaft von Tokito interagieren lässt. Mir fehlt es aber etwas an „Worldbuilding“. Die Clans sind sehr austauschbar und die große Verschwörung ist mir etwas zu einfach und im Endeffekt sehr schnell gelöst. Trotzdem hatte ich viel Spaß mir Erin, Kieran und Ryanne und hoffe, dass dies der Anfang einer spannenden neuen Reihe bedeutet.

Die Clans von Tokito - Lotus und Tiger (1)

Caroline Brinkmann, dtv

Die Clans von Tokito - Lotus und Tiger

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